Bio, regional, fair. Oft zwingt uns die Auswahl eines Lebensmittels dazu, uns zwischen diesen Eigenschaften zu entscheiden. Bio oder regional. Bio oder fair. Warum geht eigentlich nicht beides? BIO PLANÈTE zeigt mit dem Sortiment, dass bio und regional genauso einher gehen, wie bio und fairer Handel.
Heimische Bio Öle für jeden Tag
Grundsätzlich sollten heimische Nahrungsmittel die Grundlage unserer Ernährung bilden. Da sind Europas älteste Bio-Ölmühle und ich uns einig. Deshalb gibt es bei BIO PLANÈTE die Öl-Reihe “Aus meiner Heimat” mit hochwertigen Rohstoffen aus Deutschland. Die Herkunft unseres Essens hat in den letzten Jahren auch allgemein wieder mehr an Bedeutung gewonnen. Regional alleine reicht aber nicht. Genauso wichtig ist es, dass die Produkte auch biologisch produziert werden.
Exotische Öle: Wenn dann bio und fair gehandelt
Auch wenn ich stets motiviere, mehr regionale Produkte zu essen, können fremdländische Nahrungsmittel unseren Speiseplan natürlich bereichern. Fairen Handel verbindet man hauptsächlich mit Kaffee oder Schokolade. Aber auch BIO PLANÈTE sieht Lebensmittel aus fernen Ländern als “Luxusgüter, die mit Verantwortung produziert und konsumiert werden müssen”. Importierte Produkte haben oft einen weiten Transportweg hinter sich, der den CO2-Fußabdruck vergrößert. Außerdem ist es schwieriger, als Konsument*in transparenten Einblick in die Anbau- oder Arbeitsbedingungen zu erhalten.
BIO PLANÈTE ist sich als Unternehmen seit über 35 Jahren bewusst, dass die Produktion ihrer Öle neben ökologischen auch ökonomische & soziale Auswirkungen auf die Umwelt hat. Dadurch bestimmt ein hohes Maß an Selbstverpflichtung den Arbeitsalltag des Bio-Pioniers. Verschiedene Siegel und Zertifizierungen helfen dabei, diese Arbeit glaubwürdig und unabhängig verifizieren zu lassen.
Was genau steckt hinter fairem Handel?
Mit (zertifiziert) fairem Handel verbinde ich als erstes eine gerechte Bezahlung. Außerdem gehe ich davon aus, dass die Arbeitsplätze langfristig gesichert sind und am Arbeitsplatz für genügend Schutz gesorgt wird. Soweit meine Annahmen. Aber was die Siegel wirklich genau garantieren, könnte ich auf Anhieb nicht sagen.
Um das herauszufinden und hinter die Kulissen von Herstellern und Zertifizierungen zu schauen, habe ich bei BIO PLANÈTE direkt nachgefragt und mit Oliver gesprochen:
Oliver, mit welchen Zertifizierungen arbeitet BIO PLANÈTE genau?
Neben unseren Bio-Siegeln (EU-Bio und demeter) arbeiten wir seit vielen Jahren mit dem „Fairtrade“- und „Fair for Life“-Siegel zusammen. Das gibt uns die Möglichkeit, unsere Überzeugungen und Arbeitsweise glaubhaft und unabhängig verifizieren zu lassen. Und natürlich auch für Kund*innen sichtbar zu machen.
Was ist denn eigentlich dafür ausschlaggebend, ob ein Produkt “fair” zertifiziert wird?
Wir nehmen uns als Unternehmen vor, einen gewissen Prozentsatz unserer Öle zertifizieren zu lassen. Welche Öle für eine Zertifizierung des fairen Handels in Frage kommen, entscheiden oft nur die Gegebenheiten vor Ort: Wie lange besteht die Partnerschaft? Erfolgt der Anbau in einer strukturschwachen Region mit sozialen Problemen? Sind weitere soziale Projekte im Rahmen der Zusammenarbeit möglich?
Sind die Bedingungen erfüllt, streben wir auch die Zertifizierung des Handels an. Das ergibt sich zumeist bei Ölen, die von anderen Kontinenten und Ländern stammen, in denen es große soziale Ungleichgewichte und gesellschaftliche Unruhen gibt. Solche Zertifizierungen sind aber oft langfristige Ziele. Wir möchten natürlich so viele Produkte wie möglich als “fair” zertifizieren lassen
Du hast ja direkten Kontakt zu den Zertifizierungsstellen. Wie laufen die Kontrollen bei fairem Handel ab? Was wird genau wann/wo/wie kontrolliert?
Das hängt sehr von der jeweiligen Zertifizierung ab. „Fairtrade“ und „Fair for Life“ kontrollieren die Einhaltung ökologischer, ökonomischer & sozialer Standards. Die ökologischen Standards liegen dabei zumeist unter den Anforderungen des EU-Bio-Siegels. Die ökonomischen und sozialen Anforderungen gehen weit über den handelsüblichen Standard hinaus.
“Fairtrade”-Siegel
„Fairtrade“ führt die Kontrollen mit Hilfe der Zertifizierungsstelle FLOCERT durch. Ein Großteil dieser Kontrollen erfolgt bei den Landwirt*innen selbst. Es wird darauf geachtet, welchen Anteil die Erzeuger an der Wertschöpfung der Produkte haben und ob diese Leistungen auch angemessen entlohnt werden. „Fairtrade“ fördert kleinbäuerliche, regional-verwaltete Strukturen und langfristige Kooperationen. Diese geben den Erzeuger*innen soziale und finanzielle Sicherheit.
„Fairtrade“ geht also den Fragen nach: Wie ist die Organisationsstruktur vor Ort? Gibt es Abhängigkeiten? Wie lang existiert die Kooperation? Welcher Preis wird für den Rohstoff gezahlt? Das gilt sowohl seitens der Herstellermarke, als auch bei den Produzenten selbst. Wir als Bio-Ölmühle sind gegenüber „Fairtrade“ dieser absoluten Transparenz verpflichtet. Aber in dieser Verpflichtung sehen wir uns auch gegenüber unseren Kund*innen.
“Fair for Life” Siegel
„Fair for Life“ war es bei der Zertifizierung unseres Avocadoöls zum Beispiel sehr wichtig, dass wir vor Ort in Kenia den Bau einer modernen Mühle für die Kaltpressung unseres Avocadoöls finanziell und strukturell unterstützen. Dieses Projekt brachte einen weiteren Teil der Wertschöpfung in das Anbaugebiet, schuf 30 weitere Arbeitsplätze und stärkt noch weiterhin soziale Projekte vor Ort. Vor wenigen Monaten erfolgte auch eine Kontrolle für den Fortbestand der Zertifizierung in unseren Büros und der Produktionsstätte in Deutschland. Diese unabhängige Beurteilung war toll und brachte neue Impulse für das Gesundheitsmanagement der Mitarbeiter*innen. Solche Kontrollen werden angekündigt, sind aber sehr kritisch und genau. Uns werden dann konkrete Verbesserungsmaßnahmen genannt, die wir für den Erhalt der Zertifizierung umsetzen müssen.
Bisher haben wir sehr gute Erfahrungen mit den Akteuren der Zertifizierungsstellen gemacht. Es sind Menschen, die ihren Job oft aus purer Überzeugung bestreiten. Das motiviert ungemein, noch weitere Öle zertifizieren zu lassen.
Wow, da steckt wirklich mehr dahinter, als ich gedacht hätte. Seht ihr denn auch Schwachstellen bei der Zertifizierung? Was könnte verbessert werden?
Ja, definitiv! Einmal erhielt unser Sesamöl keine Zertifizierung mehr, weil es unseren Landwirt*innen in Burkina Faso nicht mehr möglich war, die logistischen und sozialen Standards zu erfüllen. Das Problem ist, dass in Burkina Faso noch immer ein unkontrollierbarer Bürgerkrieg herrscht. Dieser erschwert den Erzeuger*innen die Arbeit sehr. Faire Preise und damit der Erhalt gesellschaftlicher & sozialer Strukturen hätten vor Ort positive Auswirkungen haben können. Die Zertifizierung haben die Landwirt*innen leider dennoch nicht erhalten.
Um Produkte zertifizieren zu lassen, müssen zudem häufig weite Wege für die Kontrollen zurückgelegt werden. Der Aufbau regionaler Strukturen ist deshalb definitiv verbesserungswürdig. Vielleicht können die Zertifizierungsstellen hier häufiger mit bereits bestehenden regionalen öffentlichen Einrichtungen zusammenarbeiten.
Wir pflegen Partnerschaften auf Augenhöhe, aber oftmals macht eine Zusammenarbeit über viele Jahre für alle Akteure keinen Sinn. Somit ist es nicht möglich, tolle Produkte zertifizieren zu lassen, die mit Sicherheit ein Siegel verdient haben. Das ist manchmal wirklich hart, aber auch okay. Wir bemühen uns sehr, dass die Kund*innen des Naturkostfachhandels die Selbstverpflichtung vieler Hersteller erkennen und wertschätzen.
Wo gibt es faire Öle?
Vielen Dank Oliver für diese Einblicke hinter die Siegel! Ich persönlich wusste zum Beispiel gar nicht, dass auch die Herstellermarke geprüft wird. Sehr wichtig und spannend finde ich auch den Punkt der Wertschöpfung vor Ort. Dieser wurde beim Beispiel des Avocado-Öls sehr deutlich.
Die leckeren Öle von BIO PLANÈTE findest du übrigens im Naturkostfachhandel. Auf der Website von BIO PLANÈTE kannst du einen Händler in deiner Nähe finden. Alle Öle gibt es auch hier online zu kaufen.
Fairer Handel – mein Fazit
Zusammengefasst werden also bei fair gehandelten Produkten gewisse ökologische, ökonomische und soziale Standards garantiert. U.a. gerechte Bezahlung, langfristige Partnerschaften, Wertschöpfung vor Ort, klein-bäuerliche Strukturen etc. Welche das genau sind, legen aber jeweils die spezifischen Siegel fest.
Das macht es aber wiederum für uns Verbraucher*innen schwierig und unübersichtlich. Denn neben „Fairtrade“ und „Fair for Life“ gibt es auch noch weitere Labels für fairen Handel. Hier finde ich gut, dass BIO PLANÈTE wirklich bekannte und bewährte Siegel nutzt. Wenn ein Produkt nun kein Siegel trägt, weiß ich allerdings nicht, ob es dem Hersteller „einfach egal“ ist, oder ob schon viele Bemühungen angestellt wurden, aber eine Zertifizierung einfach (noch) nicht zustande kam. Vielleicht auch wegen einer Kleinigkeit.
Ihr merkt schon, es ist nicht einfach und im Zweifel muss man einfach selber recherchieren und beim Unternehmen direkt nachfragen. Ich freue mich sehr, dass BIO PLANÈTE einen solch transparenten Einblick gegeben hat. Und hoffe, dass sie weiterhin Hintergründe kommunizieren, die auf den Etiketten nicht ersichtlich sind.
Hast du noch Fragen zum Thema fairer Handel? Dann schreibe mir gerne eine Nachricht per Mail oder Instagram.
Fotos: BIO PLANÈTE, ∏anne Welsing, Verena Hirsch
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