Dieses Frühjahr war ich tatsächlich Eselwandern im Bayerischen Wald. Für das Magazin Katzensprung machte ich mich Ende April zusammen mit meiner Mama auf den Weg in die Region Sonnenwald. Ehrlich gesagt, wussten wir selbst nicht so recht, was uns auf dem Eselhof Daxstein erwarten wird. Meine ganz persönlichen Erfahrungen bei der Eselwanderung und was Eselwandern wirklich bedeutet, habe ich in diesem Beitrag zusammengefasst.
Wandern geht doch auch ohne Esel?! Ja, das stimmt natürlich. Allerdings stehen bei der Eselwanderung nicht die zurückgelegten Kilometer bzw. Höhenmeter im Vordergrund, sondern der Umgang bzw. Einklang mit den Tieren. Wir Menschen können von Eseln tatsächlich viel lernen. Esel sind treu und genügsam. Sie lassen nie einen Wegbegleiter zurück und haben keine großen Ansprüche – eben Tiere mit echtem Vorbildscharakter.
Warum eigentlich Eselwandern?
Kannst du dich denn erinnern, wann du das letzte Mal so richtig frei im Kopf warst?
„Mein Kopf ist so klar wie lange nicht mehr. Ich fühle mich frei und leicht, als würde ich über den Waldpfad schweben. Danke, Zoe, dass du mich gerade alles, was mich sonst so beschäftigt, ganz und gar vergessen lässt.“
Eselwandern: Buchung und Anreise
Die Eselwanderung habe ich über Renatour gebucht. Das nachhaltige Reiseportal hat neben vielen anderen Abenteuern auch Eselwanderungen im Bayerischen Wald im Programm. Diese finden auf dem Eselhof Daxstein statt, der individuelle Touren über vier oder sechs Tage anbietet. Meine Mama und ich hatten uns für eine 4‑Tages-Tour entschieden.
In der Buchung inklusive sind auch die Übernachtungen mit Halbpension sowie Lunchpaket und Verpflegung für der Esel. Da ich in der Nähe wohne, sind meine Mama und ich mit dem Auto angereist – aber auch eine Anreise mit dem Zug ist ohne Problem möglich.
Der Eselhof Daxstein – mehr als ein Bauernhof
So beschreibe ich im aktuellen Katzensprung Magazin, was das Eselwandern mit der Eselstute Zoe bei mir ausgelöst hat.
Neben einem detaillierten Erlebnisbericht gibt es außerdem eine kleine Fotostory mit mir und Zoe.
“Ich bin fest davon überzeugt, dass alles, was man gibt, wieder zu einem zurückkommt!”
Dieser Satz war nicht das Einzige, was mich an Susa Winter, der Besitzerin des Eselhofs, sehr beeindruckt hat: Die meisten ihrer 19 Eseln hat sie aus schwierigen Verhältnissen gerettet. Das Wohlergehen der Tiere stellt sie über alles andere. Doch auch im sozialen Miteinander ist Susa Winter wahnsinnig engagiert. Auf ihrem Hof beherbergt sie regelmäßig junge Menschen, die gegen Kost und Logis bei der täglichen Arbeit helfen. Außerdem bietet sie betreute Wohnplätze an.
Das Leben ist ein Eselhof
Gleich nach der Ankunft ging es in den Stall. Jede Eselwanderung beginnt mit dem sogenannten Esel-Basiskurs. In dieser Einführung haben wir alle Einzelheiten erfahren, die es beim Umgang und speziell bei der Wanderung mit den Eseln zu beachten gibt. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Esel Herdentiere sind und deshalb nicht alleine gehalten werden sollen bzw. hier auch nie alleine auf Wanderschaft gehen.
Von wegen sturer Esel!
Außerdem fand ich wahnsinnig interessant, dass die Sturheit, die Eseln nachgesagt wird, eigentlich eine Fehlinterpretation des Menschen ist. Der Charakter bzw. der Fluchtmechanismus funktionert bei Eseln nämlich anders als bei Pferden. Eigenltich sind Esel schlau und deshalb sehr willensstark – was fälschlicherweise als stur bezeichnet wird und in den Köpfen verankert hat.
Nach der Einführung ging es auch direkt los mit der ersten kleinen Tour. Die Tagesrouten sind 5 bis 15 Kilometer lang. Jeden Abend kam Susa Winter in unsere Unterkunft, um die Route für den nächsten Tag zu besprechen. Sie ging sehr auf unsere individuellen Bedürfnisse und Wünsche ein. Ich hätte mir wirklich keine besser Betreuung vorstellen können. Da die Wege Ende April noch voller Geäst vom Schneedruck des harten Winters waren, hat uns am zweiten Tag sogar ein Mitarbeiter des Eselhofs begleitet.
Die Unterkünfte auf der Wanderung waren ländliche Gaststätten. Sie sind gemütlich rustikal eingerichtet und bieten Erholung nach den Wanderungen. Auch unsere vegan/vegetarischer Essenswünsche waren überhaupt kein Problem.
Eselwandern bedeutet Kontrolle abgeben und loslassen
Mal ehrlich! Wir möchten doch am liebsten immer alles im Griff haben! Ich kenne die Angst, Kontrolle abzugeben auf jeden Fall sehr gut. Dadurch fällt es mir auch sehr schwer, im Alltag den Kopf freizubekommen. In meinem Kopf reiht sich ein To-Do stets an den nächsten – selbst wenn die Aufgabenliste eigentlich schon abgehakt ist.
Beim Eselwandern geben allerdings die Esel das Tempo vor. Auch wenn es anfangs ungewohnt war, tat es nach einer Weile einfach so gut. Am zweiten Tag konnte ich mich völlig dem Rhythmus meiner Eselstute Zoe hingeben.
Was mir sonst so unglaublich schwer fällt, ging plötzlich ganz leicht: Loslassen. Loslassen und die Kontrolle abgeben – das ist es, was Eselwandern wirklich bedeutet.